Interview: Veganmagazin

 

In der aktuellen Juli/August-Ausgabe vom Veganmagazin findet ihr auf vier Seiten ein PENG-Interview + Fotostrecke.

Danke an die Redaktion für das Interesse. 🐧🖤Bilder: Tigerlily Photography + Fellnasenshooting.de

Sandy P. Peng Veganmagazin Interview

Veganmagazin: Wie lange bist du schon vegan und was war der Auslöser?

Tierrechtsarbeit war der Auslöser - eine Veränderung die logische Konsequenz. So habe ich vor rund sieben Jahren angefangen meinen gewohnten Lebensstil und meine Ernährung zu hinterfragen, und dann step by step umgestellt. Es ist ein Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmung mich von alten Gewohnheiten und Zwängen zu befreien, mit denen wir aufgewachsen sind. Ein Gefühl von Selbstachtung und Respekt gegenüber anderen Lebewesen, der Umwelt und mir selbst.

 

Veganmagazin: Wie lange bist du schon als Tierrechtsaktivistin tätig und wie kam es dazu?

Seit knapp zehn Jahren. Allerdings habe ich mich in den ersten Jahren fast ausschliesslich mit dem Thema Pelz befasst. Der Auslöser war mein Faible für Seehunde. Auf der Suche nach süßen Bildern bin ich immer wieder über die kanadischen Robbenmassaker gestolpert. Jedes Jahr, hunderttausende Robbenbabys erschlagen vor den Augen ihrer Mütter - für Pelzmode? Ich war fassungslos, traurig und wütend. Ich wurde aktiv!

Nach und nach erweiterte ich meinen Tätigkeitsbereich und unterstütze seit dem an allen Fronten.

 

Veganmagazin: Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus – gibt es den überhaupt?

Intensiv. Langeweile kenne ich nicht.

Regelmäßige Unterstützung und Teilnahme an Infoständen, Demonstrationen und Protestaktionen. Tiervermittlung und Spendenaktionen für das lokale Tierschutzheim in Dornbirn. Besuche und Mitarbeit bei Lebens- und Gnadenhöfen. Unterstützung für ausländische Tierschutzshelter. Laufende Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation über meine Social-Media-Plattformen. Kampagnenplanung und Aktionen in Zusammenarbeit mit Medien und Tierrechtsorganisationen.

Außerdem beantworte ich täglich E-Mails und Nachrichten, unter anderem auch mit Fragen zu einem bewussten und tierfreundlicheren Lebensstil.

Mit meinem PENG-Stand folge ich Einladungen zu Tattoo-Conventions und besuche Messen oder Vegane Straßenfeste bei denen ich dann meine Statement-Mode aus meinem Onlineshop - mein „Ein-Frau-Unternehmen“ - anbiete. Dank meiner Selbstständigkeit kann ich meine Zeit etwas einteilen und dadurch schaffe ich es immer wieder, viele unterschiedliche Tätigkeiten unter den Hut zu bekommen.

 

Veganmagazin: Was war bisher der schönste Moment in deiner Arbeit als Tierrechtlerin?

Es sind die vielen kleinen Momente. Freudentränen - bei glücklichen und lebensfrohen Tieren. Dankbarkeit gegenüber Menschen, die aufgrund meiner Öffentlichkeitsarbeit aktiv werden, den bisherigen Lebensstil hinterfragen - mich an diesen Entwicklungen teilhaben lassen. Positives Feedback von Leuten, die mich und mein Tun unterstützen.

 

Veganmagazin: Und was der traurigste?

In meiner Nähe gibt es einen Stall mit Kühen die in Anbindehaltung leben. 365 Tage im Jahr an der Kette. Kein Tageslicht. Kein Gras. Keine frische Luft. Versklavt für die skrupellose Milchwirtschaft. Manchmal höre ich sie muhen. Es ist frustrierend und schrecklich zu wissen, dass diese Tierquälerei in unmittelbarer Umgebung stattfindet und ich nichts tun kann, außer die Situation immer und immer wieder zu melden.

Welches Thema/ Projekt beschäftigt dich momentan am meisten?

Tiertransporte und „Nutz“-tierhaltung. Hier werden Tiere, aber genauso Menschen und Umwelt, ausgebeutet. Dieses Thema bringt mich oft an meine persönlichen Grenzen, es sind bereits viele Tränen geflossen. So viel Qual, Leid und Tod - Alles für maximalen Profit und wenige Minuten „Gaumenschmaus“. Und das Schlimmste daran ist, dass unsere Gesellschaft dieses Verbrechen an unschuldigen Lebewesen duldet und unterstützt. Warum? Gier, Egoismus und Ignoranz, mangelnder Empathie? Unwissenheit ist doch längst kein Argument mehr. Und dann sind da noch die Bilder, die nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden wollen, sich regelrecht eingebrannt haben. Ein Blick in die Augen dieser Tiere - die eigene Hilflosigkeit … Das „Ertragen“ wird von Jahr zu Jahr schwieriger.

 

Veganmagazin: Was war das spannendste Projekt, an dem du bisher beteiligt warst?

Spannend waren viele Projekte. Eines davon war die „Grindstop Kampagne 2014“ mit der Umweltschutzorganisation Sea Shepherd. Boykottieren und dokumentieren der traditionellen Walmassaker bei den Färöer Inseln. Als ich wieder zurück in Österreich war, hatte ich eine richtige Sinnkrise. Ich musste wieder los, wieder an die Front, wieder aktiv werden! Wenige Wochen später habe ich mich ANIMALS UNITED angeschlossen und bin nach Bukarest geflogen. Wir waren Tag und Nacht aktiv, recherchierten staatliche Tierheime, Tötungsstationen und illegale Fangmethoden der Hundefänger (ASPA). Bei meiner Heimreise habe ich noch kurz in München Halt gemacht und mich für eine provokante Anti-Pelz-Protestaktion vor der Staatsoper „lebendig häuten“ lassen. 

 

Veganmagazin: Brutale Bilder, nackte Haut, starke Statements: Muss man die Leute schockieren, um sie zu erreichen? Oder doch lieber auf die sanfte Tour? Was macht eine erfolgreiche Aktion deiner Meinung nach aus?

Um Menschen zu erreichen, also auf Tierleid und Missstände aufmerksam zu machen, sind unterschiedliche Formen von Aktivismus notwendig. Der regelmäßige Austausch mit Interessierten, Diskussionen, Filmmaterial und Dokumentationen von Recherchen, informative Broschüren und Webseiten, lautstarke Demonstrationen und Proteste. Ja, es darf und soll auch gerne mal etwas gewagter sein. Umso provokativer unsere Kampagnen und Aktionen waren an denen ich mitgewirkt habe, desto mehr Leute haben wir erreicht.

 

Veganmagazin: Wie weit würdest du für den Tierschutz gehen?

Kommt auf die Situation drauf an.

 

Veganmagazin: Welche Eigenschaften braucht man als Aktivist/in?

Idealismus und den Willen etwas zu verändern!

 

Veganmagazin: Ist dir schon mal richtig der Kragen geplatzt? Zum Beispiel bei blöden Kommentaren oder auch Situationen, in denen du Leid gesehen hast?

Es gibt immer wieder Menschen, die meinen Aktivismus und mein Handeln kritisieren oder belächeln. Auch gibt es zwischendurch beleidigende Kommentare und Aussagen. Mittlerweile kann ich ganz gut damit umgehen, war allerdings nicht immer so. Viele Menschen fühlen sich in ihrer Komfortzone gestört und möchten die Wahrheit nicht hören – ganz abgesehen von sehen.

Dennoch werde ich nicht still sein, wenn es darum geht, Ungerechtigkeiten aufzuzeigen, auf unangenehme Wahrheiten aufmerksam zu machen. Auch werde ich nicht aufhören, mich für Dinge einzusetzen, die ich für richtig halte!

 

Veganmagazin: Wärst du keine Aktivistin, welchen Job würdest du wohl heute ausüben?

Keine Ahnung, das würde mich auch interessieren ;)

 

Veganmagazin: Du hast bereits mit diversen großen Organisationen zusammengearbeitet, möchtest aber lieber unabhängig bleiben. Wie finanzierst du deine Arbeit?

Die Zusammenarbeit mit den einzelnen Organisationen und deren Vertreter_innen bedeutet mir sehr viel. Ein Grund weswegen ich mich dagegen entschieden habe einen eigenen Verein zu gründen.

Meine Arbeit finanziere ich mit dem Verkauf meiner Statement-Mode.

Ich habe mich von vielen materiellen Dingen, die ich im Laufe der Jahre angesammelt habe, ganz bewusst getrennt. Minimalismus – Schritt für Schritt. Was ich besitze, muss für mich entweder einen persönlichen Wert oder einen Nutzen haben. Durch diese Veränderung fühle ich mich viel freier!

 

Veganmagazin:  Als gefragtes Model hast du bereits die Cover zahlreicher Magazine aus aller Welt geziert – wie passen diese eher oberflächliche Branche und der Tierschutz zusammen?

Als Tattoomodel bewegte ich mich in erster Linie im alternativen Sektor. Diese Branche ist etwas weniger oberflächlich, dafür umso kreativer. Als Teil der ersten Generation „Tattoomodel" war es relativ einfach, innerhalb kurzer Zeit Szenebekanntheit sowie nationale und internationale Veröffentlichungen zu erreichen. Ich sah es als große Chance (m)ein Anti-Pelz-Statement zu verbreiten! 2009 ließ ich mir dann in großen Buchstaben den Spruch der PETA-Kampagne „Ink, not Mink“ (Tinte, nicht Nerz) auf meinen Oberschenkel tätowieren. Mein Plan hat funktioniert. Im Zuge meiner Tattoomodel-Tätigkeit wurde dieses Tattoo unzählige Male fotografiert und in etlichen Magazinen veröffentlicht. Diese Anti-Pelz-Message ist international verständlich, und so gab es kaum ein Interview, bei diesem ich nicht zu diesem Slogan und die Hintergründe der Pelzindustrie befragt wurde.

 

Veganmagazin:  Sind deine Tattoos alle vegan?

Meine älteren Tattoomotive mit Rotanteil vermutlich nicht. Heute sind die meisten Tattoofarben vegan. 

 

Wer ist der Tätowierer deines Vertrauens – kannst du uns jemanden empfehlen? Andy Haller (AT) und Karsten Koch (DE)

 

Möchtest du noch mehr Tattoos – hast du vielleicht schon ein neues Motiv im Kopf? Geplant sind noch 1-2 kleine tierische Motive mit Statement.

 

 

Was möchtest du uns noch mitgeben?

Niemand ist perfekt. Ich finde, es kommt viel mehr auf Authentizität an! Habt den Mut, für eure Überzeugungen zu stehen, hört nicht auf unbequem zu sein! Kämpfen wir gemeinsam für eine Welt, in der zukünftige Generationen es kaum glauben können, dass wir jemals Tiere gegessen oder getragen haben!